Geschichte
Hier finden Sie Geschichten und Anekdoten rund um das ehemalige Gasthaus „Lamm“.
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Es ging um die Wurst – Ein Kalorienreicher Einsatz im Lamm
Bickelsbergs Feuerwehr ist für den Kleinen-Heuberg-Ort mehr als nur die Institution für die Brandbekämpfung. Dessen waren sich auch die „Dorfväter“ bewusst, als sie vor nahezu 35Jahren den Eingliederungsvertrag mit der Stadt Rosenfeld aushandelten. Auch nach einer Verschmelzung mit der Stadt müsse die Feuerwehrabteilung Bickelsberg erhalten bleiben. Tatsächlich ist auch heute noch die Feuerwehrabteilung im Ort ein fester Bestandteil desselben. Kameradschaft unter den Wehrmännern war zu allen Zeiten und auch heute noch eine Selbstverständlichkeit, von der man schon gar nicht mehr extra sprach.
Doch manche Feuerwehreinsätze sind in der sicher jahrhundertalten Geschichte der Wehr nicht verloren gegangen und werden in launigen Gesprächsrunden immer wieder ausgegraben um schmunzeln, lachen aber auch nachdenken hervorzurufen.
So saßen in den Sechzigerjahren des abgelaufenen Jahrhunderts einige tapfere Männer des Ortes um den Stammtisch im Gasthaus Lamm freundlich umsorgt von der Wirtin Emma, die zu allen Zeiten für ihre Gäste ein gutes humorgewürztes Wort übrig hatte. Es war nicht zuletzt ihre ureigene Art, die übrigens auch ihre Schwester Karoline besaß, die das „Lamm“ für manchen Stammgast zu einer Art Heimat werden ließ.
Mitten in der Gaststube stand ein dicker Metallpfeiler, der die Decke hielt. Daneben befand sich der Stammtisch an dem die Probleme der Welt und aber auch des Dorfes in teils humorvollen aber auch leidenschaftlichen Diskussionen bewegt wurden.
So saßen wieder einmal einige Stammgäste zusammen, ein Teil von ihnen hatte auch eine richtige Feuerwehruniform zuhause im Schrank hängen. Man sprach über die Ereignisse im Flecken und weil dieses Thema bald erschöpft war und man sich noch nicht entscheiden konnte heimzugehen, wurde es etwas stiller in der vom Rauch der Zigaretten und der Stumpen durchtränkten Wirtsstube.
Da fiel einem der stumpenrauchenden Männer der Pfeiler in der Gaststube auf. Noch die kargen Kriegs- und Nachkriegsjahre in der Erinnerung kamen die Männer überein, dass eine Schinkenwurst von der Dimension des Pfeilers auch etliche hungrige Mägen stopfen konnte. Doch wie viel hungrige Mägen brauchte es wohl, um so eine große Schinkenwurst zu verspeisen? „Das schafft nicht mal unsere Feuerwehr“, wandte einer der Männer ein. Schon war die Grundlage für eine Wette geschaffen. Der damalige Feuerwehrkamerad Erwin Ziegler war bereit, die überdimensionale Schinkenwurst zu bezahlen, falls die Feuerwehr in der Lage war, die ganze Wurst innerhalb einer Stunde zu verzehren. Doch dann trat ein weiteres Problem auf. Es war nämlich gar nicht so einfach eine Schinkenwurst von 2,10 Metern bei einem Durchmesser von neun Zentimetern anfertigen zu lassen. Doch Metzgermeister Martin Gühring, ein gebürtiger Bickelsberger, der in Rosenfeld den Gasthof und Metzgerei zum Hirsch betrieb, sagte zu. Ein Termin für das große Wurstessen war bald gefunden. Metzgermeister Gühring musste allerlei Fantasie aufwenden, um die wohl größte Wurst in seiner Berufserfahrung herzustellen. In großen Bottichen und mit Tauchsiedern konnte letztlich das Werk vollendet werden, für dessen Herstellung die üblichen Gerätschaften nicht ausgereicht hätten.
Die Mägen der wackeren Feuerwehrmänner knurrten an dem besagten Abend im Lamm und viele Schaulustige füllten den Gastraum. Man trank ein Bier oder auch zwei oder drei, denn die Wurst kam mit etwas Verspätung, weil ja der Metzger noch keine Berufserfahrung mit einem solch überdimensionalen Stück hatte. Dann aber brach Jubel aus, als der „Hirschmarte“ und seine Helfer die 28 Pfund schwere Wurst in den Gastraum brachten. Die Wehrmänner gingen ans Werk. Brot wurde nicht allzu viel dazu gegessen und die Speicheldrüsen der Zuschauer wurden auch bald aktiv. Eine gute halbe Stunde wurde tüchtig gemampft. Doch dann ließ die Begeisterung etwas nach und in den Zuschauerreihen begann das Bibbern zu wessen Gunst die Wette wohl ausgehen mag. Einer nach dem andern aus den Reihen der tapferen Wehrmänner musste wegen Übersättigung aufgeben. Schon bleich vom vielen Wurstessen gab letztlich auch der letzte Feuerwehrmann auf und ein kleiner Rest war übrig. Zwar mochten wohl die Wehrmänner an diesem Abend keine Wurst mehr sehen oder riechen, aber dies dürfte wohl kein Dauerzustand geblieben sein.
Die Begebenheit aber ist sowohl fest mit der Bickelsberger Feuerwehr als auch mit dem Gasthaus Lamm verbunden. Zwar wurde nach dem gründlichen Umbau des Lamms in den frühen Siebzigerjahren der Pfeiler entbehrlich und hinter der Theke steht Rudi der Sohn der damaligen Wirtin Emma. Das Lamm aber als einzige Dorfwirtschaft hat sich seine Eigenheit erhalten können, die nicht nur einheimische Bickelsberger immer wieder anzieht.
Die Einwohner Bickelsbergs aber sind auch heute noch stolz auf ihre eigene Feuerwehr, für die sie im Laufe der Jahre schon oft gekämpft haben und die ein fester Bestandteil des Ortes geblieben ist, nicht zuletzt auch durch die Ortskundigkeit ihrer Mitglieder bei Notfällen.
Neben zahlreichen Bränden in der Geschichte und Schutz von Mensch und Tier war besonders auch das Hochwasser am 29. August 1968 eine besondere Herausforderung an die dorfeigene Feuerwehr.
So wird die Bickelsberger Wehr auch in Zukunft ihren Dienst sehen unter ihrem Leitsatz: – Gott zur Ehr dem Nächsten zur Wehr! –
Und so stands im original Zeitunsbericht:
Es ging um die Wurst
„Allzu viel ist bitter, auch wenn es Honig ist“, sagt ein Sprichwort und so ging es auch den Feuerwehrmännern einer Heuberggemeinde, die eine Riesenwurst verzehren wollten, es aber nicht schaffen konnten. Als vor einiger Zeit die Feuerwehrmänner der Gemeinde B. gemütlich bei einem Umtrunk saßen, wurde der Vorschlag gemacht, ob die Feuerwehrmänner in der Lage seien, eine Schinkenwurst zu verzehren, die in der Länge und Dicke dem Wirtschaftspfeiler gleicht. Die Länge des Pfeilers beträgt 2,10 Meter und der Durchmesser neun Zentimeter. Die Meinungen gingen auseinander. Einer der Wehrmänner erbot sich, die Wurst anfertigen zu lassen und auch zu bezahlen. Die Bedingung: sie muß innerhalb einer Stunde gegessen sein. Der Vorschlag wurde angenommen. Aber welcher Wirt oder Metzger wer in der Lage eine solche Wurst herzustellen? Ein findiger Metzgermeister wußte sich zu helfen und er fertigte die Wurst an, gekocht wurde sie in einem großen Bottich, dessen Wasser mit Tauchsiedern erhitzt wurde. Mit knurrigem Magen und einem Riesenhunger warteten die Wehrmänner auf Ihr „Vesper“. Zahlreiche Schaulustige hatten sich inzwischen im Lokal eingefunden, die des „Meisterstück“, die Riesenwurst, sehen wollten. In der Not, schmeckt die Wurst auch ohne Brot, sagten sich die tapferen Wehrmänner und gingen an ihre „Arbeit“. In der ersten halben Stunde lief den Zuschauern des Wasser im Munde zusammen. Aber als die Kaubewegungen der „Fresser“ immer langsamer wurden und einer nach dem anderen aufstecken mußte, empfanden sie Mitleid. Es ging nicht mehr. Schließlich blieb ein kleiner Rest übrig, den zu verzehren keiner mehr in der Lage war, sogar die Gesichtsfarbe, die beim Beginn des Essens noch rosig war, hatte sich verändert, sie war grau geworden und keiner konnte ein Stück Wurst mehr sehen oder gar riechen. Ein altdeutsches Sprichwort sagt: „Die Augen waren wieder einmal größer als der Magen”.
Text von Hermine Kipp